Weinregionen USA

USA - Yes, they can!

Die Vereinigten Staaten von Amerika bilden den drittgrössten Staat der Erde – sowohl an Landesfläche (nach Russland und Kanada) sowie auch an der Bevölkerung (nach China und Indien) gemessen. In den USA sind sämtliche Klimazonen zu finden, von heissen Wüsten bis zu arktischer Kälte. Dank Einwanderung von Völkern aus der ganzen Welt sind die USA das wohl multikulturellste Land der Erde. Ideale Voraussetzungen also, international anerkannten Wein hervorzubringen.

    Kalifornien

      Die USA blicken auf eine faszinierende Weingeschichte zurück. Damals wie heute führte Kalifornien die Qualitätsbewegung an.

      Hätten Sie’s gewusst: Die USA sind der viertgrösste Weinproduzent der Welt. Sie folgen gleich auf die Spitzenreiter Italien, Frankreich und Spanien. Mehr noch: Die Amerikaner sind zudem die Nation mit dem weltweit höchsten Weinkonsum. Und, völlig überraschend: In jedem einzelnen US-Bundesstaat wird Wein gekeltert. Zugegeben, 90 Prozent der Produktion gehen auf das Konto Kaliforniens. Doch ihren Anfang nahm die Weingeschichte an einem anderen Ort.


      Die Heimat der Reblaus

      Die Europäer, die einst den nördlichen Teil des amerikanischen Kontinents besiedelten, fanden dort eine Vielfalt an Reben vor. Es handelte sich um amerikanische Wildreben – äusserst robuste Pflanzen, die sich aber nicht gerade durch einen exquisiten Geschmack auszeichneten. Die daraus gekelterten Weine verströmen ein aufdringliches Aroma von künstlicher Erdbeere und nassem Fuchsfell, den sogenannten Foxton. Also importierte man bereits 1619 Stecklinge aus Frankreich nach Virginia, wo die Engländer ihre ersten Siedlungen aufgebaut hatten. Doch die Rebstöcke starben reihenweise wieder ab. Grund war die Reblaus, die ihre Heimat auf amerikanischem Boden hat. Amerikanerreben sind gegen den Schädling resistent, nicht so jedoch ihre europäischen Verwandten. Damals wusste man noch nichts von der Existenz des Tierchens, und so begannen mühsame Jahre wiederholter Versuche und Fehlschläge.

      1683 entdeckte man durch Zufall eine Kreuzung amerikanischer und europäischer Reben. Auf der Basis dieser Traube, die man Alexander taufte, begann im heutigen Indiana die kommerzielle Weinerzeugung. Aufgrund des Erfolgs beschritten amerikanische Winzer weiter den Weg der Hybridisierung, und der Weinbau im Osten der USA dehnte sich aus.


      Die Wein-Missionare von Kalifornien

      Unterdessen legten spanische Missionare den Grundstein für die Weinkultur Kaliforniens. Dieses gehörte damals noch zu Mexiko. Im Gegensatz zu den Staaten der Ostküste war es zu jener Zeit reblausfrei, und so pflanzten die Mönche dort mit Erfolg europäische Edelreben. Nach dem amerikanisch-mexikanischen Krieg (1846-1848) wurde Kalifornien den USA zugesprochen und stieg über Nacht zur wichtigsten Weinregion der Vereinigten Staaten auf. Während in Europa die Reblausplage wütete, strömten zudem weinkundige Einwanderer in den noch jungen Bundesstaat und gaben der Qualität einen zusätzlichen Schub.

      Einen derben Rückschlag erlebte die amerikanische Weinwirtschaft ab 1920. Die Prohibition verbot die kommerzielle Erzeugung und den Verkauf von Wein. Nachdem Amerika 1934 endlich wieder trinken durfte, übernahm Kalifornien rasch die Leader-Rolle.


      Über 100 Rebsorten

      Heute verfügen die USA über 420’000 Hektar Rebfläche und brillieren mit Rotweinen wie mit Weissweinen. Allein in Kalifornien erstrecken sich die Weinberge von Norden nach Süden über 960 Kilometer Länge. So verwundert es nicht, dass im «Golden State» weit mehr als 100 verschiedene Rebsorten kultiviert werden. Die bekanntesten Anbaugebiete heissen Napa Valley, Sonoma und Santa Barbara. Platzhirsche unter den Trauben sind die Bordeaux-Sorten Cabernet Sauvignon und Merlot, die Burgundertrauben Pinot noir und Chardonnay, sowie die Reben der Rhône, allen voran die Syrah. Und dann wäre da noch der Zinfandel. Er zählt zu den traditionsreichsten Gewächsen Kaliforniens und ist identisch mit dem apulischen Primitivo – auch wenn weder Kalifornier noch Italiener dies wahrhaben wollen.


      Die Herausforderer

      Derweil machen zwei weitere US-Bundesstaaten mit Spitzenweinen von sich reden. Nördlich von Kalifornien erzeugt Oregon überzeugenden Pinot noir. Und Washington, ganz in der nordwestlichen Ecke der USA, bringt verblüffende Bordeaux-Blends, eleganten Chardonnay und neuerdings auch Riesling hervor.